POSEN FÜR DIE EWIGKEIT

Bilderrahmen fassen ein Gemälde, seit barocker Zeit oftmals ein Porträt im Hochformat. An der einen Wand in der Halle des zweiten Stockwerks des Schlosses, neben- und untereinander aufgereiht, hängen ganz viele solcher Menschenporträts in Holzrahmen, die teilweise mit einem Goldlack überzogen sind. Manchmal sind die dargestellten Personen bekannt, manchmal reichen die wenigen Hinweise im Bild nicht aus, um sie alle zu identifizieren. Wie die Menschen gemalt sind, welche Kleider sie tragen und in welcher Haltung sie auftreten, gibt Hinweise darauf, ob es sich um wichtige Persönlichkeiten der Politik und des Adels handelt oder ob es begüterte Menschen waren. Arme Bauern, Mägde oder Kinder wurden in der Regel nicht porträtiert.

Und heute? Das eigene fotografische Abbild begleitet uns heute auf Schritt und Tritt. Ob auf dem ÖV- oder dem Autofahrausweis, im Blogeintrag im Internet oder auf der Zugangsseite meines sozialen Netzwerkkontos – der Schnappschuss oder das Selfie, unsere meist nur mehr digital vorhandenen Porträts sind uns eine wichtige Referenz der Selbstvergewisserung geworden. Sehr schnell werden diese Momentaufnahmen von gestern morgen bereits wieder mit dem Porträtbild von heute überschrieben.

SELFIES IM MUSEUM

Ein Museum sammelt in der Regel alte Kunst – und damit auch historische Porträts. Während der ganzen Saison haben wir nun aber alle die Möglichkeit, kurzzeitig selbst im Museum ausgestellt zu werden, denn eines der Porträtgemälde der Bilderwand wird durch einen Bildschirm ersetzt: Jede Besucherin und jeder Besucher kann im zweiten Stock vor der dort aufgestellten Kamera posieren und sich ablichten lassen. Für einen Moment ist man selbst im Museum ausgestellt – in derjenigen Haltung, in der man sich selber in der Bilderwand sehen mag. Bitte ernsthaft gucken oder lächeln!

2. April – 31. Oktober 2019 
POSEN FÜR DIE EWIGKEIT

«Posen» und «posten»

Ist das private Fotoporträt der Menschen heute überall und immer verfügbar und im Internet auf den sozialen Medien je­derzeit abrufbar, so erhält es im Museums­raum eine stärkere Prägnanz. Die Menschen sollen mit dem Wider­spruch zwischen Öffentlichkeit und Pri­vatheit, zwischen «normal» und «be­sonders» konfrontiert werden, um Werte zu hinterfragen.


Meist bemisst sich der Wert eines Ob­jektes – und in diesem speziellen Fall der Wert eines Porträtbildes – an der entsprech­enden Präsentationsform. Ist es im Internet schon fast bewusst ein alltägliches, ja manchmal banales Sujet, kann es sich im speziellen Umfeld des Museums durchaus als besonderes Gesicht entpuppen. So soll die Instal­lation «Posen für die Ewigkeit» die Besu­cher zum Nachdenken anregen und zu einer Diskussion über unsere allge­genwärtige Präsentationskultur beitragen.

Porträtgalerie Poser und Poserinnen für die Ewigkeit